Die Veranstaltung war mit ca. 20 Personen gut besucht; Teilnehmende waren Expert/innen und Multiplikatoren aus verschiedenen (sozial-)pädagogischen bzw. medizinisch-psychologischen Berufsfeldern sowie Eltern/Mütter von Kindern mit ADS-Diagnose. Unterstützt wurde Prof. Dr. Yazgan von zwei türkischsprachigen Kinderpsychiatern aus Berlin, Frau Kadem und Herr Senol, die mit einem Fach-Input in das Thema einführten. In diesem Zusammenhang gingen die Berliner Experten insbesondere auf die der fachlich-institutionellen Zuständigkeiten und Abläufe im Rahmen einer ADS-Diagnose ein und informierten die anwesenden Eltern über Möglichkeiten der Inanspruchnahme von Beratung und Therapie.
Prof. Dr. Yazgan konzentrierte sich in seinem Inputvortrag auf die Symptomatik von Aufmerksamkeitsstörungen bei Klein- und Schulkindern. Diese erläuterte er mit plastischen Beispielen aus der therapeutischen Arbeit und ermunterte die teilnehmenden Eltern/Mütter, ihre diesbezüglichen Erfahrungen mit den Zuhörenden zu teilen. Nach gut zwei Stunden mündete die Informationsveranstaltung in eine informelle Gesprächsrunde mit Eltern und anwesenden Expert/innen ein.
Zusammenfassend lässt sich resümieren, dass die Informationsveranstaltung mit Prof. Yazgan einen hohen Informationsgehalt hatte und insofern als sehr gelungen zu bewerten ist. Die rege Beteiligung der teilnehmenden Eltern/ Mütter zeigte, dass in diesem Bereich weiterhin sehr hoher Informations- und Beratungsbedarf existiert. Insofern ist dem Gesundheitsamt zu empfehlen, weitere Informationsveranstaltungen mit Prof. Dr. Yazgan und türkischsprachigen Expert/innen in der Region durchzuführen.
Im Rahmen der Informationsveranstaltung wurden folgende Themen konkret angesprochen und auf folgende Problemlagen hingewiesen:
- Eltern haben im Kontext der Kindererziehung mit vielfältigsten, multifaktoriellen Problemlagen zu tun: Aufmerksamkeitsdefizite gehen häufig mit Sprach(lern)Problemen/Mehrsprachigkeit sowie sozialen Problemlagen einher;
- Die bestehenden Beratungsnetze bundesweit und vor Ort sind den Eltern/Müttern nur lückenhaft bekannt; vielen Eltern sind einzelne Berufsfelder und Zuständigkeiten im Kontext Kindergesundheit fremd, so dass sie überfordert sind, die richtigen Ansprechpartner zu finden. Dies bewirkt einen signifikant verspäteten Einstieg in Therapieformen;
- Die Diskussionsrunde offenbarte viele bestehende Kontroversen zwischen elterlichem Erziehungsverständnis und schulischem Bildungs- und Erziehungskonzept;
- Viele Eltern fühlen sich von pädagogischen und therapeutischen Institutionen allein gelassen oder bewusst missverstanden; die Kritik richtete sich insbesondere an die Adresse von Kinderärzten, von denen sich Eltern/Mütter nicht ausreichend betreut fühlen und glauben, dass die Krankheitssymptomatik ihrer Kinder verschleppt wird;
- Vielen Eltern sind zentrale Vorläuferkompetenzen für eine altersgemäße Entwicklung ihrer Kinder nicht bekannt; die Rolle der motorischen Förderung bedarf einer substanziellen Aufklärung, ebenso die Bedeutung der Förderung von familialer Literalität für die kindliche Sprachentwicklung.
Hiç yorum yok:
Yorum Gönder